Meine Inspiration

Eine Ausstellung der Werke des Komponisten, Musikers, Philosophen, Literaten und Denkers John Cage anlässlich seines 100. Geburtstages inspirierte mich 2012 zur näheren Betrachtung seiner Kunst.

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Besonders beachtenswert empfand ich seine 15 Radierungen „Where R=Ryoanji“. Sie sind in den 60ger Jahren entstanden, nachdem John Cage den in Kyoto (Japan) stehenden Tempel Ryoanji, den Tempel des befriedigten Drachens‘ besucht hatte. Zu ihm gehört ein Steingarten, der ein berühmter Meditationsort des Zen-Buddhismus ist. Dieser ‚Garten der Leere‘ soll an einem einzigen Tag erschaffen worden sein. Seit 600 Jahren ist er niemals verändert worden.


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Seine 15 Felsbrocken stehen auf einer rechteckigen Kiesfläche, in die Mönche jeden Tag neue Wellen harken. In dem großen Kiesmeer bilden die Brocken fünf Inseln, doch sind von keinem Standpunkt aus alle 15 Steine mit einem Blick zu erfassen.

Bei der Erschaffung seines Werkes „
Where R=Ryoanji“ ging es John Cage um Offenheit gegenüber dem Unvorhersehbaren und um die Ausschaltung des beherrschenden Künstlerwillens. Der Prozess der Erschaffung war für ihn ebenso wichtig wie das vollendete Werk. Der Zufall solle unbedingt mitsprechen und eine wesentliche Rolle bei der Entstehung spielen.

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Aus einer eigenen Steinsammlung wählte Cage 15 Steine aus. Er unterwarf diese Steine dem Orakel des ZEN-Buddhismus
I Ging, um sie nach Koordinaten, die vom Zufall bestimmt wurden, auf eine Radierplatte zu verteilen.
Durch Umrandung dieser Steine mittels – ebenfalls per Zufall - ausgewählten Bleistiften entstanden seine Kunstwerke.


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Er beschäftigte sich mit dieser Art von Kunst für den Rest seines Lebens. So entstanden an die 150 Zeichnungen, alle nach dem Verfahrensmuster „Ryoanji“.